Autofreies Wohnen in der Messestadt Riem – wir machen mit!

Eine neue Baugemeinschaft will im 4. Bauabschnitt der Messestadt wieder ein autofreies Wohnprojekt mit 8 – 10 Wohnungen errichten. „Wohnen ohne Auto“ sprach mit Birgit und Berit, zwei Mitgliedern der Gruppe.

Ihr habt Euch für ein Wohnprojekt in der Messestadt Riem entschieden. Warum wollt Ihr gerade hier wohnen?
Birgit: Ich bin Musikerin und hab die Messestadt durch Auftritte bei Festen entdeckt. Erstaunlich, wie wohl ich mich von Anfang an dort fühlte, viele nette Menschen kennen gelernt, viele Kinder. Interessante und begeisternde Veranstaltungen dort erlebt, viele aktive offene Menschen. Ich habe den Eindruck, da bewegt sich viel Neues, so eine Art Aufbruchs-Stimmung, es sind unglaublich viele Nationen hier, das gefällt mir gut.
Mein zweiter Hauptpunkt: ich empfinde die Luft in der Messestadt sehr gut, es gibt einen Wind, ein wenig wie am Meer, wie auf einer Insel, der See tut mir gut, die vielen Grünzüge zwischen den Höfen. Ich komme jedes Mal angenehm durchlüftet von Ausflügen in die Messestadt zurück. In solch einer Umgebung möchte ich gerne wohnen.

Berit: Ich wohne schon lange in der Messestadt und kenne hier viele nette Menschen. Mir gefällt das Wohnviertel sehr gut und ich möchte in jedem Fall hier bleiben.

Ihr arbeitet in einer Baugemeinschaft mit. Wäre es nicht einfacher, eine Wohnung „von der Stange“ zu kaufen?
Birgit: Baugemeinschaft bedeutet für mich gegenseitige befruchtende und herausfordernde Ideen und Prozesse. Unterschiedliche Menschen und Kräfte kommen zusammen, die etwas in Bewegung bringen. Als Gruppe hat man viel mehr Möglichkeiten gegenüber der Stadt, auch in der Partnerschaft mit den Architekten, im Bauprozess.
Wenn ich mir die Messestadt so anschaue, sind die schönsten Häuser die von WoA, und das ist für mich ein Beweis dafür, dass Baugemeinschaften etwas wichtiges Neues erschaffen und etwas Gutes zuwege bringen können. Wenn ein besonderer Fokus auf etwas Gemeinsames gerichtet ist, wie z.B. Wohnen ohne Auto, ist das etwas, das auch darüber hinaus eint.
Besonders schätze ich, wie die Initiative WoA den Prozess bisher moderiert, WoA fördert die Gruppenbildung, gleichzeitig wird  jedeR individuell gefragt, berücksichtigt und unterstützt. Ich fühle mich sehr wohl, weil mein Anliegen mit der Musik gleich von Anfang an so positiv aufgenommen wurde. Ich möchte gerne von vorneherein so bauen, dass ich in meiner eigenen Wohnung Musik machen kann, ohne andere zu stören. Es tut einfach gut, Gleichgesinnte zu finden, denen Lärmschutz ein Anliegen ist: von innen nach außen (Musik) sowie von außen nach innen (Autos).

Berit: Mir ist besonders wichtig, dass man durch die Baugemeinschaft schon frühzeitig die Nachbarn kennen lernt und man dadurch von Anfang an besseren Kontakt hat. Außerdem ist eine Wohnung von der Stange teurer.

Das besondere an Euerem Projekt ist ja, dass es für Menschen ohne eigenes Auto geplant wird. Warum habt Ihr Euch für autofreies Wohnen entschieden?
Birgit: Ich persönlich lebe seit 10 Jahren ohne Auto, und nutze seither Stattauto München. Das funktioniert prima, ist top organisiert, in ganz Deutschland vernetzt. Ich bin viel unterwegs, trotzdem werden die Autofahrten immer weniger. Ich fühle mich jederzeit frei zu entscheiden mit welchem Verkehrsmittel ich mich bewegen möchte. Ich liebe einfach ein Wohnen ohne Autos!!
Ich möchte auch gerne ein Zeichen setzen mit so einem großen Projekt wie ein gemeinsamer Hausbau. Ich denke, in einer Großstadt wie München ist es zukunftsweisend, ohne eigenes Auto zu leben. Neue Konzepte, wie wir mit Mobilität umgehen, werden sich immer mehr entwickeln. Ich hoffe auch auf Konzepte zu mehr regionalem Leben: da wo ich wohne zu arbeiten, einzukaufen, zu garteln, etc.

Berit: Ich habe auch kein Auto, brauche auch keines und finde autofreies Wohnen einfach gut.

Und bietet Euer Bauvorhaben noch andere Vorteile?
Birgit: Ich bin sehr dankbar dafür, wie offen die Gruppe dafür ist, die Baumaterialien so zu wählen, dass Musikmachen in der Wohnung später leicht möglich ist. Und in den bisherigen Architektengesprächen kam heraus, dass man da einiges machen kann. Da freu ich mich schon sehr drauf, näheres zu planen.
Außerdem finde es gerade sehr spannend, mich damit zu beschäftigen, was ich wirklich möchte, in welchen Materialen und Formen ich wohnen möchte, genau hinzusehen und zu beobachten was mir gut tut. Bisher stand ich voll auf Altbau-Wohnungen, die Messestadt regt mich sehr an, mich mit Neubau zu beschäftigen.

Berit: Für mich ist der größte Vorteil, dass man die Wohnung selber planen kann – genauso wie man es sich vorstellt.

Ihr arbeitet schon seit fast einem Jahr in der Gruppe mit. Wann soll das Projekt fertig sein?
Birgit: Ich lebe bisher in einer sehr schönen Altbauwohnung in Giesing, für mich besteht im Moment kein Zeitdruck. Mir ist es wichtig, Veränderungen langsam anzugehen. Für mich ist es in Ordnung, wenn es in 2-3 Jahren soweit wäre, und man die Sache gut vorbereiten kann.

Berit: In jedem Fall hoffen wir, dass wir 2014 einziehen können.

Sucht Ihr noch neue Mitglieder für Euere Baugemeinschaft? Wenn ja, wer kann bei Euch mitmachen und was erwartet Ihr?
Birgit: Ja, wir suchen noch neue Mitglieder für die Baugemeinschaft. Es wäre prima, in einem möglichst „gemischten“ Projekt zu leben, mit Familien, Kindern, Generationen-übergreifend, multi-national, alle Altersstrukturen vertreten. Ich erwarte vor allem einen freundlich wertschätzenden Umgang miteinander.

Berit: Ja, genau, bei uns können alle Leute ohne eigenes Auto mitmachen, die sich auf WoA einlassen wollen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Tags: