Internationaler Tag gegen Lärm 2007: Initiative "Wohnen ohne Auto" fordert mehr autofreie Wohnquartiere für autofreie Haushalte

"Wer keinen Lärm verursacht, soll auch nicht darunter leiden müssen"

Am 25. Juli 1995 beschloss der Münchner Stadtrat, in der Messestadt Riem Projekte nach dem Modell „Wohnen ohne Auto“ besonders zu fördern: 200 autofreie Wohnungen sollten hier vom Planungsreferat entwickelt werden.

Drei Jahre später konnte mit dem Bau der ersten autofreien Wohnanlage begonnen werden. Mittlerweile sind drei Projekte entstanden, die Platz für insgesamt 52 Haushalte bieten. Der Baubeginn für ein viertes Projekt mit weiteren 50 autofreien Wohneinheiten steht kurz bevor. „Wir freuen uns mit den BewohnerInnen, dass sie sich in der Messestadt Riem ein kleines Quartier schaffen konnten, in dem sie die Vorteile ihres autofreien Lebensstils auch genießen können“, meint Gunhild Preuß-Bayer, Sprecherin der Initiative Wohnen ohne Auto, die die beiden Baugruppen und Genossenschaften von Anfang an unterstützte. Allerdings mussten die Projekte viel Zeit und Engagement aufbringen, denn die Verhandlungen mit dem Planungsreferat waren oft schwierig, weil es für vertragliche Vereinbarungen kein Vorbild gab. Zum Beispiel:

  • Die Verwaltung bestand auf den sofortigen Kauf von 20% der Stellplätze in der großen Stadtteilgarage, für die anderen 80% musste der eventuelle Nachkauf durch eine Hypothek gesichert werden. Dieser Fall trat, wie erwartet, bisher nicht ein
  • Außerdem musste eine autofreie Hausgemeinschaft mit zehn Familien auf eigene Kosten und über ihr Gebäude hinweg den Abluftkamin für eine Stadtteiltiefgarage errichten.

„Leider kommen die finanziellen Vorteile autofreien Wohnens auf diese Weise nicht so zum Tragen, wie sie eigentlich sollten“, bedauert Preuß-Bayer diese Vorgaben.

Die Bewohner selbst und ganz besonders die Kinder, sind mit ihrem autofreien Leben sehr zufrieden. Die U-Bahn ist in der Nähe, so dass man rasch in der Stadt ist, zum Einkaufen fuhr man früher nach Trudering oder machte die Einkäufe auf dem Weg von der Arbeit. Seit einiger Zeit gibt es Geschäfte in unmittelbarer Nähe.
Bei Bedarf stehen Car Sharing-Autos zur Verfügung: an diesem Angebot können sich auch andere Bewohner der Messestadt beteiligen.

Mittlerweile sieht man auch bei der Stadt, dass gerade selbstorganisierte Baugruppen und Genossenschaften wie beim autofreien Wohnen nicht nur besonders qualitätsvollen Wohnraum schaffen, sondern sich auch stark ökologisch und sozial engagieren, so dass das ganze Viertel von solchen Projekten profitiert.

„Wohnen ohne eigenes Auto ist ein Modell für die Zukunft“, ist sich Preuß-Bayer sicher. „Die steigenden Ölpreise, die EU-Richtlinien zum Feinstaub und zum Umgebungslärm, die demographische Entwicklung und zunehmende Verarmung der Bevölkerung sowie die nicht mehr zu finanzierenden Kosten des Straßenbaus und -unterhalts werden über kurz oder lang zu einem Rückgang des Autobesitzes führen. Die heute erzwungenen teuren Tiefgaragenbauten werden dann überflüssig sein.“ Die Initiative „Wohnen ohne Auto“ fordert deshalb die Stadt München auf, weitere autofreie Projekte nicht nur in der Messestadt Riem , sondern auch in anderen Baugebieten zu unterstützen, wie dies im Übrigen bereits in den Koalitionsvereinbarungen zwischen den Stadtratsfraktionen der SPD und von Bündnis90/Die Grünen 2002 steht, aber bisher nicht eingelöst wurde.

 

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