Bilanz nach 1 Jahr: Wunsch nach neuer Urbanität vorhanden

"Autofreie Siedlungen sind eine realistische Option für die zukünftige Stadtplanung. Sie können sich zu einem wirtschaftlich attraktiven Segment des Wohnungsmarktes entwickeln". Diese Bilanz zieht die Initiative "Wohnen ohne Auto" (WoA) aus ihrer bisherigen Arbeit.

Vor gut einem Jahr hatte die Initiative, ein Zusammenschluss Münchner Umwelt- und Verbraucherverbände, Interessenten an autofreien Siedlungen aufgerufen, ihre Bereitschaft zum Verzicht auf den privaten Autobesitz zu erklären. Damit sollte der Bedarf an der neuartigen Wohnform nachgewiesen werden.

Beachtliche Kostenersparnis

Inzwischen betreut "Wohnen ohne Auto" einen festen Kreis künftiger Bewohner des ehemaligen Flughafens Riem, wo gemäß einem Stadtratsbeschluss 200 autofreie Wohneinheiten entstehen sollen. "Wir waren erstaunt über die Aufgeschlossenheit der Wohnungsunternehmen" erklärte WoA-Sprecherin Heidrun Eberle. Dort sehe man offenbar die beträchtliche Kostenersparnis durch den Verzicht auf Tiefgaragen und die hohe Attraktivität eines autofreien Wohnumfeldes.

Zentrumsnahe Lagen gefragt

Besonders groß sei allerdings das Interesse an zentrumsnahen Lagen. "Die Leute wollen die Stadt der kurzen Wege und akzeptieren bewusst eine verdichtete Bauweise" sagte die Sprecherin. Das Ideal vom "Häuschen im Grünen" verliere an Attraktivität.

Deshalb komme es jetzt darauf an, dass bei den Planungen für innerstädtische Neubaugebiete autofreie Wohnquartiere vorgesehen würden, etwa auf dem ehemaligen Messegelände auf der Theresienhöhe und am Max-Lebsche-Platz in Großhadern.

Für unbegründet hält Eberle auch die Befürchtung, es könnten sich autofreie Gettos bilden. Schon wegen der großen Heterogenität der künftigen Bewohner sei diese Gefahr nicht gegeben.

Heterogener Interessentenkreis

So befänden sich unter den Interessenten Singles ebenso wie Alleinerziehende und ganze Familien, und die Altersspanne reiche vom Studenten bis hin zu gutsituierten Ruheständlern, die ihr Auto abschaffen wollten.

Eine klare Absage erteilte Eberle konventionellen Konzepten der Verkehrsberuhigung, bei denen die Autos in Tiefgaragen oder Quartiersgaragen am Siedlungsrand untergebracht sind. Zwar könne man auf diese Weise auch attraktive autofreie Areale in Teilbereichen schaffen, jedoch bleibe das Problem der zunehmenden Verkehrsbelastung ungelöst. Den Lärm und die Abgase hätten dann die Bewohner der angrenzenden Wohnblocks, erklärte die Sprecherin.

Informationsveranstaltung am 2.10.96

Informationen zum Thema "Wohnen ohne Auto" gibt es auf einer Veranstaltung am kommenden Mittwoch, dem 2. 10. ab 19.00 Uhr im Bürgerhaus Isarvorstadt, Thalkirchner Straße 104. Dort besteht die Möglichkeit, sich in zwangloser Atmosphäre über die Arbeit der Initiative zu informieren und Fragen im direkten Gespräch mit den Verantwortlichen zu besprechen.

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